Thomas Berlin: Mauro Du fotografierst Menschen. Wie würdest Du Deinen Bildstil in aller Kürze beschreiben?
Mauro Mazetto: Intim.
Und wie würdest Du Dich selbst beschreiben?
Süchtig nach Fotografie in vielen Facetten.
Auf Deinen Bildern sehe ich sowohl bei Portraits als auch Akten Frauen in relativ natürlicher und unaufgeregter Darstellung. Wie wichtig ist es Dir, die Persönlichkeit Deiner Models zu zeigen?
Ich liebe Natürlichkeit auf Bildern. Posing dann, wenn es auch möglichst natürlich wirkt. Die Persönlichkeit der Models zu zeigen, ergibt sich automatisch wenn die Chemie untereinander stimmt.
Wie erreichst Du diese natürliche Stimmung und die entspannte Natürlichkeit Deiner Models?
Das erreiche ich durch Kommunikation auf Augenhöhe und vor allem "Respekt" gegenüber dem Model. Und indem ich ihnen während eines Shootings immer wieder die aktuellen Ergebnisse zeige.
Fotografierst Du auch Männer?
Bisher habe ich nur sehr selten Männer fotografiert. Wenn sich die Gelegenheit ergibt und ich den Endruck habe, dass wir grossartige Bilder kreieren können, dann arbeite ich auch gerne mit Männern.
Wie gehst Du mit Licht um bzw. welche Bedeutung hat es im Shooting?
Licht ist das A und O. Vor allem, da ich so gut wie alle meine Shootings mit Available Light bestreite. Ich schaue, wie das Licht auf das Gesicht, bzw. den Körper des Models fällt. Ich positioniere mein Model so, dass ich das optimale Licht-/Schattenspiel erreiche. Und wenn ich sage "bitte Gesicht (oder Körper) 2 cm nach rechts" und das Model bewegt sich dann gleich um 20 cm, bin ich ständig am Fluchen.
Wie bist Du eigentlich zur Fotografie gekommen? Hattest Du vorher schon etwas Kreatives gemacht?
Ich hatte mit 14/15 Jahren meine erste Kamera in der Hand. Damals, und die Jahrzehnte danach aber nur Urlaubs- und Partybilder gemacht. Hauptmotiv immer schön in der Mitte. Aber anspruchsvolle Fotografie hat mich in Theorie schon immer interessiert. Ob Fotozeitschriften, Ausstellungen, berühmte Fotografen. Zwischen 2006 und 2016 hatte ich das ein oder andere Shooting mit Bekannten von mir. 2016 war ich dann auf meinem ersten Fotowalk mit Fotografen und Models. Ab da habe ich angefangen, Kontakte zu knüpfen. Erst mit Hobby Models. Und dann auch sehr schnell mit Berufsmodels.
Ist die Fotografie Dein Hobby oder machst Du das auch auch geschäftlich?
100% Hobby
Ist Schönheit im Mainstream-Sinne entscheidend für die Model-Auswahl oder würdest Du auch mit Models arbeiten, die dem gängigen Schönheitsideal nicht entsprechen?
Gerne mit Mainstream Schönheiten, wenn sie mich optisch ansprechen. Aber viel spannender finde ich Models, die abseits des Mainstreams Charakter und Ausstrahlung, oder auch Irritationen, rüber bringen.
Wonach suchst Du Deine Locations aus?
(Fenster-) Licht, alternativ, schmutzig, Retro, "dark". Meine Favoriten: Noir Studio in Rödermark, Bau113 in Speyer, Loft Studio Cologne (vor allem das Factory Loft) in Köln und seit kurzem das dunklere Studio im Cirque du Creativs in Frankfurt. Gerne auch das Lyke an Atelier in Frankfurt (bei Sonnenschein genial).
Bitte sortiere folgende Zutaten eines People Shootings nach abnehmender Priorität für Deine Arbeit: Model, Konzept, Location, Kameraausrüstung, Licht, Spirit des Fotografen.
Licht (available light), Model, Location. Alles andere ist nebensächlich
Spielt es dabei eine Rolle, ob es sich um ein Aktshooting oder ein sonstiges Shooting handelt?
Bei einem Aktshooting hat für mich die Location eine besondere Rolle. Alle anderen Parameter haben die selbe Gewichtung. Egal, ob Akt, Portrait, Casual, Lifestyle.
Wann ist ein Bild gelungen bzw. wann bist Du damit zufrieden?
Wenn es Emotionen transportiert.
Kommen wir zur Technik: Mit welcher Kombination aus einer Kamera und zwei Objektiven könntest Du (wenn es theoretisch sein müsste) 80% deiner Shootings machen?
80%? Nikon D750 (inzwischen D780) und Nikkor 85 1.4. Das ist so. Für die restlichen 20% nutze ich noch Sigma 50 1.4, Sigma 35 1.4 und Zeiss 135 2.0
Du sagtest mir mal, dass Du neben der Digitalfotografie auch analog fotografierst. Warum eigentlich?
Wegen des Charmes und der Faszination dessen, was Fotografie in der Vergangenheit schon leisten konnte. Und weil mich historische Fotos begeisten, besonders aus den 1950er bis 1970er Jahren.
35er oder 120er Filme?
Beides
Farb- oder Schwarzweißfilm?
90% SW, 10% Farbe.
Entwickelst Du Deine Filme selbst oder gibst Du sie in ein Labor?
Ich schicke meine Filme in ein Fotolabor. Bis vor Kurzem zu Meinfilmlab. Inzwischen zu Carmencita Film Lab in Spanien. Die Filme werden dort entwickelt und ich bekomme hochwertige Scans und die Negative zurück. Diese Ergebnisse benötigen dann zu 90% auch keine weitere Nachbearbeitung. Der Charme des Analogen soll ja erhalten bleiben.
Welche Fotografen und Models inspirieren Dich?
Helmut Newton, Peter Lindbergh, Stefan Beutler, oh ... so viele, die mir spontan nicht einfallen. Und unzählige Models, bekannte und unbekannte. Ich mache das dann am einzelnen Bild fest und nicht am Namen.
Was unterscheidet einen gutes von einem weniger guten Model aus Fotografensicht?
Das, was sie mit Gesicht und Mimik ausdrücken kann.
Wie sollten sich Fotografen gegenüber Models verhalten, um gute Resultate zu erzielen?
RESPEKTVOLL!
Erstellst Du vor Shootings Mood Boards?
Nein. Ich sage immer, ich brauche ein Model und eine Location, alles andere ergibt sich von selbst.
Wie wichtig ist für Dich Social Media für Deinen Erfolg und Deine Inspiration?
Social Media ist für mich insofern wichtig, dass ich da Beispielbilder finde und auch Anfragen für Shootings bekomme. Ich bin auf FB und Insta.
Deine Lieblings-Zeitschrift in der Fotografie?
Fotomagazin und Photographie. Wegen der Fotostrecken und der aktuellen Technik Vorstellungen.
Möchtest Du noch etwas sagen?
Lieber Wein als Bier :)
Dann reden wir gelegentlich bei einem Glas Wein weiter. Mauro, danke für das Gespräch!
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