„Modelle mit starkem Charakter mag ich sehr.“ - Der Fotograf Stefan Rappo im Gespräch mit Thomas Berlin

Stefan Rappo

Stefan ist Fotograf in Paris und ehemaliger Assistent von Peter Lindbergh. Wir sprachen über seine eigenen Projekte und Fotobücher. U.a. was ein gutes Bild ist, wie er seine Shootings durchführt, wann die Kameratechnik doch wichtig sein kann, über Bildauswahl und vor allem den Umgang mit Models.

Bild: Claudia Rosteing


Thomas Berlin: Stefan, du bist kommerzieller Fotograf und u.a. tätig in Werbung und Editorial. Ich würde mit dir heute aber gern über deine oft freien Projekte in der Aktfotografie sprechen. Wie beschreibst du deine Bilder jemandem, der sie nicht gesehen hat?

Stefan Rappo: Meine Bilder würde ich als natürlich und stilvoll bezeichnen. Ich versuche nicht, den Akt in den Vordergrund zu rücken, sondern das Bild als solches. Dabei versuche ich auch immer, die Modelle in ihre Umgebung einzubinden.

Thomas Berlin: Deine Bilder zeigen Frauen als Protagonistinnen, die wohl die meisten Menschen schön, sexy und stark finden. Ist Schönheit dabei das bestimmende Prinzip oder was sind deine generellen Absichten in der Aktfotografie?

Stefan Rappo: Schönheit ist sehr subjektiv und "sexy" ist nicht ein Wort, das bei mir Priorität hat, auch nicht etwas, das Vorrang in meinen Fotos hat. Was ich eher suche, ist Stärke und Freiheit. Natürlich habe ich eine bestimmte Vorstellung von Frauen, wie alle, was übrigens auch bei Männern zutrifft, und mein Casting richtet sich sicher auch danach aus. Was ich vor allem zeigen möchte, sind unabhängige und ausdrucksvolle Menschen, ob nackt oder nicht, die sich in einem ausgewählten und interessanten Umfeld bewegen.

Thomas Berlin: Was ist ein gutes Bild bzw. wann bist du mit deiner Arbeit zufrieden?

Stefan Rappo: Ein Bild gut zu finden ist sicher ein individueller Aspekt. Wir sind mit unterschiedlichen Hintergründen aufgewachsen, in verschiedenen Kulturen. Was für den einen gut ist, muss nicht unbedingt für andere stimmen. Ich glaube, das Wichtigste bei einem Bild ist, dass es einen berührt, egal in welcher Weise.

Ich bin mit meiner Arbeit zufrieden, wenn etwas passiert im Bild, wenn eine Emotion davon ausgeht. Aber es ist natürlich auch eine gewisse Befriedigung da, wenn man bei Auftragsarbeiten ein gutes Resultat bringt und der Kunde mit den Bildern zufrieden ist.

Thomas Berlin: Wie entsteht die Idee für ein Shooting oder ein Bild? Wann arbeitest du planvoll und wann intuitiv?

Stefan Rappo: Das ist ganz unterschiedlich und es kommt darauf an, woran ich gerade arbeite. Gerade bei der Aktfotografie ist meine Herangehensweise sehr intuitiv während des Shootings, ich bereite mich aber schon vor, was das Casting und die Location anbelangt. Locations sind sehr wichtig für mich und sind ein wichtiger Bestandteil in meinen Bildern.

Thomas Berlin: Wie viel Vorbereitung bzw. Konzeption ist im Vorfeld eines Shootings erforderlich?

Stefan Rappo: Ich mache auch Shootings ohne Vorbereitung, sagen wir mal, die Bilder entstehen dann durch eine bestimmte Vision, die man in sich hat, und auch viel durch Erfahrung. Wenn man schon länger fotografiert, ist das sicher ein wichtiger Aspekt.

Dann gibt es Projekte mit sehr viel Vorbereitung, wie "Mutterliebe" oder "Room 42". Da stecken meist mehrere Wochen von Arbeit dahinter, weil man etwas Bestimmtes will.

Grundsätzlich ist es schon so, dass man sich so gut wie möglich vorbereiten sollte, das ist auch etwas, das ich immer in meinen Workshops "predige". Man hat dann einfach auch den Kopf freier während des Shootings, und die Resultate sind weniger auf dem Zufallsprinzip aufgebaut. Ich bin auch der Meinung, dass Vorbereitung ganz wichtig ist, wenn man sich weiterentwickeln will, sonst droht die Gefahr, dass man immer das Gleiche macht.

Thomas Berlin: Wie kann ich mir ein Shooting bei dir konkret vorstellen, d. h. wie wählst du den Ort aus, wie lange dauert ein Shooting, wer ist dabei?

Stefan Rappo: Auch das hängt wieder von der Art der Bilder ab. Ist es eine Auftragsarbeit, muss man sich an ein Konzept halten, und die Teams sind zum Teil relativ groß. Es können dann schon einmal bis zu 20 Personen auf dem Set sein. Bei Auftragsarbeiten wird ein ganzer Tag oder mehr fotografiert.

Jetzt zum Beispiel für die Bilder für mein neues Buch, da war ich nur mit der Tezz unterwegs, was natürlich auch viel mehr Freiheit beim Arbeiten mit sich bringt. Wir haben dann ca. 2 Stunden pro Location fotografiert.

Thomas Berlin: Besonders interessiert mich, wie die Interaktion mit dem Model ist.

Stefan Rappo: Ich lasse den Modellen ziemlich viel Freiheit, und gerade was das Posing anbelangt, bin ich sehr offen. Was ich aber sicher versuche, ist, dass die Modelle als Menschen posen und nicht als Modelle. Gerade das ist für viele ungewöhnlich, und je nach Model dauert es dann schon eine gewisse Zeit, bis man daherkommt, weil sie es einfach anders gewohnt sind von vielen anderen Fotografen.

Thomas Berlin: Mit dem Model für dein demnächst erscheinendes drittes Buch bist du gut bekannt, und ihr habt ein intensives Vertrauensverhältnis. Ist es wichtig, dass man sich gut kennt, oder suchst du manchmal auch das Überraschende in der Zusammenarbeit mit den Menschen vor deiner Kamera?

Stefan Rappo: Das ist eine gute Frage. Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn ich jemanden zum ersten Mal fotografiere, und ich brauche in dem Sinne keine Anlaufzeit. Ich finde es auch spannend, mit neuen Leuten zu arbeiten.

Wenn man dann allerdings Menschen mehrmals fotografiert, entsteht schon eine gewisse Verbindung, und Modelle, die evtl. Mühe haben, sich nicht direkt beim ersten Shooting zu öffnen, gehen dann auch weiter, was zum Beispiel das Zeigen von Emotionen anbelangt, oder sind auch weniger gehemmt, was das Posing anbelangt.

Mit der Tezz hatte ich von Anfang an eine super Verbindung, die sich dann aber schon noch verstärkt hat während des Projekts. Wir haben die gleiche Vision, was die Fotografie wie auch das Leben anbelangt, was sehr wichtig ist, wenn man 10 Tage zusammen durch Südafrika reist.

Thomas Berlin: Wie suchst du deine Models aus, und was sollte ein Model mitbringen, das mit dir arbeitet?

Stefan Rappo: Bei Auftragsarbeiten läuft es meistens über Agenturen. Oder ich buche Modelle direkt, die ich schon kenne. Bei Nude ist es schwierig, Modelle über Agenturen zu bekommen. Allerdings mache ich das schon sehr lange und habe da viele Kontakte. Aber ich würde sagen, dass ich neue Modelle hauptsächlich über die sozialen Medien finde, indem ich sie anschreibe oder die Modelle mich anschreiben.

Ich mag Modelle, die aus sich herausgehen, und die als Ziel haben, ein gutes Bild zu machen und dabei ihre Grenzen zu pushen, was ich selbst auch bei jedem Shooting versuche. Auch Modelle mit starkem Charakter mag ich sehr.

Thomas Berlin: Viele deiner Bilder sind in einer mediterranen oder sonnigen Umgebung. Wie gehst du im Freien mit Licht um?

Stefan Rappo: Es ist tatsächlich so, dass ich für meine persönlichen Arbeiten und vor allem auch für Akt gerne draußen arbeite. Ich mag es, wenn sich die Modelle frei bewegen können, und man Faktoren hat, die nicht immer berechenbar sind. Ich lasse mich gerne auf die vorhandenen Situationen ein und versuche, ein Maximum daraus zu machen.

Beim Licht schaue ich darauf, dass die Sonne, wenn möglich, nicht zu hoch steht. Ich benutze quasi nie künstliches Licht draußen, und auch Reflektoren trifft man bei mir selten an. Dann eher schon schwarze Tücher oder Flags, um die Schatten zu verstärken und ungewolltes Licht zu blocken.

Thomas Berlin: Wie kann ich mir ein häufiges Lichtsetup von dir im Studio vorstellen?

Stefan Rappo: Im Studio kommt es darauf an, um welche Art von Bildern es sich handelt. Ich mag auch gerne Daylight-Studios und benutze da auch wieder Schwarz, um die Schatten zu verstärken.

Für einfache Portraits arbeite ich meistens mit 1–3 Lampen, auch immer mehr mit Dauerlicht von Rotolight, denn oft muss man auch Videos machen.

Bei größeren Beauty-Produktionen verwende ich meistens Blitze, da können dann schon mal bis zu 10 Blitzköpfe zum Einsatz kommen. Aber ich habe in dem Sinne kein Schema, das sich immer wiederholt, ich passe mich der Situation an.

Thomas Berlin: Kommen wir kurz zur technischen Seite: Auch wenn die Kamera meist nicht entscheidend ist, welche Kamera und welche Objektive verwendest du hauptsächlich?

Stefan Rappo: Die Kamera ist in dem Sinne entscheidend, dass man sich damit wohl fühlen sollte. Seit ich mein Set-Up gefunden habe, mache ich mir nicht mehr so viele Gedanken über meine Kamera. Ich arbeite fast ausschließlich mit meiner Nikon Z9 und dem 24-70mm f/2.8 Objektiv.

Allerdings muss man auch gerade bei Werbung oft extrem hochauflösende Bilder liefern, so kommt es vor, dass ich da auch manchmal mit einer digitalen Mittelformatkamera arbeite.

Thomas Berlin: Wie sieht dein Workflow nach dem Shooting aus?

Stefan Rappo: Nach dem Shooting wird erst einmal alles sauber auf den Computer geladen. Ich organisiere die Files nach den verschiedenen Situationen, nummeriere sie und mache dann 2 Backups. Im nächsten Schritt arbeite ich generell an den Farben und an den Kontrasten der Bilder. Ich fange nicht mit der Auswahl der Bilder an, bevor ich nicht einen zufriedenstellenden Look gefunden habe. Ich finde es schwer, Bilder auszuwählen, wenn der Look nicht stimmt, da man dann zum Beispiel zu helle Bilder nicht mag, wenn man aber etwas daran arbeitet, sehen sie gut aus.

Dennoch ist die Bildauswahl aufwändig, vor allem auch, weil ich während eines Shootings sehr viele Bilder mache, da ich auch versuche, die Bilder „zwischen“ den Bildern festzuhalten. Ich schaffe es dann schon mal in 2 Stunden 4.000 Bilder zu schießen.

Ich gehe zunächst alle Bilder durch und wähle die aus, die mich berühren, wo ich finde, es passiert etwas. Das ist relativ leicht, weil man da nicht zu viel überlegen muss. Nach dem ersten Durchgang ist die Auswahl noch relativ groß. Ich mache dann einen zweiten Durchgang, um die Auswahl zu verfeinern, und auch sich ähnlich sehende Bilder zu eliminieren, indem ich das für mich bessere nehme.  Insgesamt reduziere ich die Anzahl im dritten Durchgang auf ca. 20 - 30 Bilder. Dann entwickle ich die Bilder als PSD und fange mit der Retusche an. Bilder, die dann „schlecht reagieren“, werden aussortiert.

Thomas Berlin: Du hast bereits zwei Bücher veröffentlicht und ein drittes soll demnächst erscheinen. Warum machst du Fotobücher?

Stefan Rappo: Stimmt, mein erstes Buch war ein Porträtbuch, in dem ich Leute, die in der Fotografieindustrie arbeiten, mit einer Großformatkamera fotografiert habe. Das Buch heißt „Visages de la photo“ und ist im Jahr 2008 erschienen. Um genauer zu sein, habe ich damals direkt auf Schwarz-Weiß-Papier fotografiert, was eine sehr alte Technik ist und sehr aufwendig war, aber vom Resultat her sehr spannend.

Mein zweites Buch war über Aktfotografie und ist 2019 bei teNeues erschienen und heißt „Nude“. Darin habe ich Arbeiten gezeigt, die ich während sieben Jahren mit verschiedenen Modellen unabhängig voneinander fotografiert habe. Sehr viele dieser Bilder sind auf meinen Reisen als Assistent mit Peter Lindbergh entstanden, oft in den USA.

Das dritte Buch handelt wieder über Aktfotografie, wobei aber nur ein Modell im Buch zu sehen ist, die Tezz. Nach meinem ersten Shooting mit ihr in Ibiza wurde mir sofort klar, dass das Potenzial sehr groß ist, und wir haben uns dann nach dem zweiten Shooting auf Teneriffa entschieden, daraus ein Buchprojekt zu machen. Der Großteil der Bilder fürs Buch ist dann in Südafrika entstanden, wo wir extra hingeflogen sind, um am Buch zu arbeiten. Das Finale Shooting war dann in der Normandie in Frankreich.

Die Bilder in diesem Buch sind sicher mehr zusammenhängend als im Buch „Nude“, weil ich nur mit einem Modell gearbeitet habe und das Projekt in einem relativ kurzen Zeitraum entstanden ist.

Thomas Berlin: Was macht ein gutes Fotobuch aus?

Für mich sind Fotobücher der beste Weg für einen Fotografen, sich auszudrücken, zu zeigen, was man wirklich mag. Ich finde auch gerade im heutigen digitalen Zeitalter haben Fotobücher immer noch etwas Magisches.

Nicht alle Leute „suchen“ das Gleiche in einem Fotobuch. Für mich persönlich ist sicher schon sehr wichtig, dass mir die Bilder schon mal gefallen, die aber dann auch so zusammengestellt sind, dass es spannend ist, durchs Buch zu blättern und man dann am Ende fast traurig ist, dass man schon durch ist.

Aber auch das Objekt an sich ist für mich sehr wichtig, Material, Papier, Größe, Geruch….

Thomas Berlin: Gibt es ein Fotobuch, das dich besonders beeindruckt hatte?

Stefan Rappo: Ich habe sehr viele Bücher zuhause, von denen ich die meisten gut finde. Aber das Buch, das mich am meisten beeindruckt hat, ist ein Buch von Michael Kenna. Die Bilder sind unglaublich, und die Qualität des Buches ist mehr als beeindruckend. Man könnte jede Seite an die Wand hängen, und es würde einem Fine-Art-Print in nichts nachstehen.

Thomas Berlin: Was kannst du schon über dein drittes Buch verraten?

Stefan Rappo: Einiges davon habe ich ja schon angesprochen, aber als Zusammenfassung würde ich sagen, dass es die Tezz als freien Menschen in ihrer natürlichen und rauen Schönheit in zum Teil atemberaubenden Landschaften zeigt. Das Werk ist sehr intim und wird mit Texten von Tezz begleitet, die sie extra für dieses Projekt geschrieben hat.

Thomas Berlin: Für viele Fotografen ist eine Herausforderung bei Fotobüchern die Auswahl vergleichsweise weniger Bilder aus einem Ozean bislang erstellter Fotos. Wie läuft der Auswahlprozess bei dir und welche Bilder schaffen es letztlich ins Buch?

Stefan Rappo:  Es ist sehr schwer, gerade für ein Buch, die Endauswahl zu treffen. Es geht ja nicht nur darum, einfach die besten Bilder zu nehmen, sondern Bilder, die zusammenpassen, die dann auch eine Geschichte erzählen.

Für die endgültige Auswahl fürs Buch habe ich mich dann auch an einen Art-Direktor gewandt, der mir bei der Zusammenstellung der Bilder geholfen hat. Er hat 900 Bilder von mir bekommen, um sie in ein Layout zu fassen, wo dann am Schluss ca. 140 übrig bleiben. Manchmal werden dann sehr gute Bilder zurückgelassen, aber das muss sein, damit ein Buch funktioniert, da man ja auch möchte, dass das Projekt homogen wirkt.

Thomas Berlin: Stefan, nach so vielen spannenden Einblicken würde ich gern auf dich als Person zu sprechen kommen. Wie bist du zur Fotografie gekommen?

Als ich jung war, hat nichts darauf hingedeutet, dass ich einmal Fotograf werde. Ich bin in einem kleinen Dorf in der Schweiz aufgewachsen und habe da erst mal eine Lehre als Landmaschinenmechaniker im elterlichen Betrieb gemacht. Später habe ich dann eine Zusatzausbildung zum Maschinentechniker gemacht, da wir in unserem Betrieb vor allem Forstmaschinen konzipiert und konstruiert haben. Insgesamt habe ich 10 Jahre in der Mechanik gearbeitet.

Parallel dazu habe ich auch immer etwas fotografiert, war aber mit meinen Fortschritten nicht zufrieden. So habe ich mit 30 Jahren entschieden, eine Fotoschule in Frankreich zu besuchen. Die Idee war, dass ich dann wieder zurück in die Schweiz gehe, aber mir wurde schnell klar, dass das meiner weiteren Entwicklung als Fotograf nicht guttun würde. So habe ich mich entschieden, nach Paris zu ziehen, um dort als Assistent zu arbeiten.

Thomas Berlin: Kannst du mir 3 fotografische Vorbilder nennen?

Stefan Rappo: Am Anfang hatte ich Vorbilder wie Andreas H. Bitesnich oder Herb Ritts. Ich mochte ihren puristischen Stil. Später habe ich dann aber gefunden, dass die Bilder etwas zu clean sind, und habe dann den „mehr lebendigen“ Stil von Peter entdeckt.

Ich mag aber auch Fotografen wie Saul Leiter, Gregory Crewdson, Gary Winogrand etc.

Thomas Berlin: Auch wenn es bei diesem Interview um deine eigenen Arbeiten geht, möchte ich dennoch einen anderen wichtigen Teil deiner Karriere ansprechen. Du warst einer von mehreren Assistenten von Peter Lindbergh, einer Ikone in der Fotografie. Was hast du von ihm gelernt, was dir heute noch wichtig ist, sei es als Fotograf oder als Mensch allgemein?

Thomas Berlin: Über meine Zeit mit Peter könnte ich natürlich mehrere Seiten schreiben. Es war eine unglaubliche Erfahrung, die mein Leben für immer prägen wird. Um es kurz zu fassen, würde ich sagen, dass mich seine lebendige und intime Art zu fotografieren am meisten inspiriert hat. Er konnte innerhalb von Sekunden eine Verbindung zum Modell herstellen, was sehr beeindruckend war zu sehen.

Thomas Berlin: Du hattest mir im letzten Jahr etwas über seinen „Führungsstil“ gesagt, das wäre für die Lesenden des Interviews bestimmt auch interessant …

Stefan Rappo: Führungsstil tönt jetzt ein bisschen hart, da es ja eigentlich das Gegenteil war. Der Peter war immer sehr loyal zu seinen Leuten, und in den fast 8 Jahren die ich mit ihm gearbeitet habe kam nie ein schlechtes Wort von ihm gegen mich. Als Beispiel, ein ehemaliger erster Assistent hat mal zum Aufbau etwas mehr Zeit gebraucht als geplant, und der Set war dann nicht bereit. Dann hat er nur zu ihm gesagt dass es nicht sein Fehler war, sondern dass das Model nur zu früh parat war. Wir hatten ja auch immer in den verschiedenen Ländern verschiede Crews, und die hat er immer als Teil der Familie angesehen, und hat sie auch so behandelt.

Thomas Berlin: Wie empfindest du das gesellschaftliche Umfeld in Frankreich, wo du lebst, bezogen auf die Aktfotografie?

Stefan Rappo: In Frankreich ist man sehr offen mit der Aktfotografie, verglichen mit anderen Ländern. Allerdings muss man aufpassen, dass man nicht als Aktfotograf abgestempelt wird. Auch wenn hier die Aktfotografie gut akzeptiert wird, stellt es für einige Menschen eine gewisse Barriere dar, was ich sehr schade finde.

Thomas Berlin: Was möchtest du als Fotograf in den nächsten Jahren erreichen?

Stefan Rappo: Im Moment bin ich gerade sehr mit der Fertigstellung des Buches „Tezz“ beschäftigt, was auch sehr zeitraubend ist. Danach werde ich mich nach neuen persönlichen Projekten umsehen und sicher auch meine kommerzielle Fotografie weiterentwickeln.

Thomas Berlin: Was machst du privat gerne, wenn du gerade nicht fotografierst?

Stefan Rappo: Ich fahre sehr gerne Rad und treibe mich auch zu Fuß gerne in den Bergen herum. Ich liebe die Einfachheit, und das findet man doch schon oft in der Natur.

Ich habe aber auch nichts gegen eine coole Party, aber auch da so einfach wie möglich. Gute Musik, gute Leute und 2-3 Bier. Ich lege auch gerne in meinem kleinen Dorf in der Schweiz auf, da müssen sie mir meistens den Strom abstellen, damit ich aufhöre.

Thomas Berlin: Danke, Stefan, für die spannenden Einsichten. Möchtest du zum Schluss noch etwas sagen?

Stefan Rappo: Ja, vielleicht noch einmal zum Buch, es ist wirklich ein sehr intimes und in meinen Augen gelungenes Werk, wenn ich das sagen darf da es ja mein eigenes ist (lacht). Das Buch erzählt eine spannende Geschichte, und mit den Texten von Tezz wird das Ganze Buch verstärkt. Ich bin gerade daran, noch einmal durch alle Bilder zu gehen um sie fürs Buch fertig zu machen, und bei einigen kommt die Emotion wieder hoch und ich habe Tränen in den Augen.

Und sonst, ja der Weg ist das Ziel und „do what makes you fucking happy!!”

Stefan ist über seine Website und auf Instagram erreichbar. Zu seinem neuen Buch geht es hier. Über Feedback zum Interview freuen sich Stefan und ich hier.

“Tezz”, Stefan Rappos drittes Fotobuch.