THOMAS BERLIN

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Mensch und Natur - Korbinian Vogt im Gespräch mit Thomas Berlin

Thomas Berlin: Korbinian, in deinen Arbeiten zeigst du weibliche Akte vor großartigen Landschaften, meist in den Bergen. Was ist dein Gedanke, Mensch und Natur in dieser Weise zu verbinden? Wie würdest Du selbst Deinen Bildstil beschreiben?

Korbinian Vogt: Authentisch, die Bilder sollen den Ort und Person in einer ungestellten Weise widerspiegeln. Die Verbindung von Mensch und Natur steht dabei im Vordergrund.

Thomas Berlin: Welche Bedeutung haben in deinen Bildern Schönheit, Umwelt und Politik? Verfolgst du mit deinen Bildern eine Mission?

Korbinian Vogt: Die Arbeiten sollen etwas zeitloses, neutrales und dennoch aktuelles widerspiegeln. Den Moment, die Landschaft in jetziger Zeit. Jedoch in einer neutral gesehenen Perspektive.

Thomas Berlin: Was denkst du, wenn man deine Bilder als romantisch bezeichnen würde? Dabei denke ich daran, dass romantische Künstler den Menschen oft vor grandioser Natur darstellten und das menschliche Maß auch die räumliche Größe der Landschaft betonte.

Korbinian Vogt: Eine Gewisse Romantik ist durchaus in den Bildern möglich, wobei es oft in eine melancholische Stimmung umgewandelt wird. Der Fokus ist oft die raue und dabei schöne Seite der Natur zu zeigen, damit verbunden oft bei bewölkten, stürmischen Wetter.

Thomas Berlin: Wann bist Du mit einem Bild zufrieden? Oder anders gefragt: Was ist eigentlich ein gutes Foto?

Korbinian Vogt: Sobald das Bild den Moment und die Stimmung präsentiert wie ich sie wahrgenommen habe, wirkt das Bild aus meiner persönlichen Sicht korrekt.

© Korbinian Vogt

Thomas Berlin: Braucht ein Bild eine Aussage?

Korbinian Vogt: Nicht immer, wobei das Gesamtwerk eine Stimmung erzeugen sollte, welche die Möglichkeit zum Reflektieren erlaubt.

Thomas Berlin: Da deine Modelle unbekleidet sind und die Landschaften auf deinen Werken keine narrativen Elemente enthalten, wirken die Bilder zeitlos. Ist das beabsichtigt? Kannst du zu deinen Überlegungen zur Bildgestaltung noch etwas sagen?

Korbinian Vogt: Der Fokus auf die Zeitlosigkeit ist immer dabei, es sollte keine Ablenkung geben, rein die wilde und natürliche Landschaft mit Person sollte im Fokus stehen.

Thomas Berlin: Wie kann man sich ein Shooting bei dir vorstellen? Wie ist die Anreise zur Location und der Ablauf während des Shootings? Worauf kommt es dabei besonders an?

Korbinian Vogt: Oft ist der Treffpunkt der Flughafen in Land des Projektes. Von dort geht es mit dem Mietwagen zur ersten Unterkunft Richtung Location. Die meisten Reisen haben mehrere Zwischenstops und feste Orte von denen Tagesausflüge geplant werden. Dabei ist es immer wichtig, dass auch freie Tage dazwischen sind, damit bei zu schlechtem Wetter oder Erschöpfung ausgeruht werden kann. Von 10 Tagen kann dabei dazu kommen, dass 2 bis 3 Tage zur Erholung genutzt werden und die anderen Tage gefahren/gewandert wird. Die Vorbereitung von beiden Seiten ist dabei wichtig, so dass die richtige Kleidung und Planung gegeben sind.

Thomas Berlin: Wie bereitest Du Dich auf Shootings vor? Gehst Du spontan oder mit einem Konzept auf die Reise bzw. ins Shooting? 

Korbinian Vogt: Bis dahin waren es ein Land oder genaue Region die mir über lange Zeit in Kopf behält, von dort suche ich nach Möglichkeiten diese zu fotografieren. Es ist somit sehr instinktiv und teilweise spontan mit 1 oder 2 Monaten vorab als Planungszeit.

Thomas Berlin: Wie reagieren die Models, wenn du mit ihnen eine lange Wanderung in die Berge machst oder in der Kälte shootest? Bist du immer mit einem Model unterwegs oder auch mit mehreren?

Korbinian Vogt: Für die Wanderung und Kälte ist eine starke Vorbereitung wichtig von Kleidung bis Erfahrung, wie weit diese Wanderungen bereits begangen sind. Bei jeden Motiv wird bestenfalls nur wenige Minuten in der Kälte fotografiert, dabei sind immer ein Tee und eine Wolldecke dabei. Dazwischen wird oft eine halbe Stunde bis mehrere Stunden gewandert  die wieder eine kurze Aufwärmung ermöglichen.

Thomas Berlin: Deine Bilder sehen trotz ungewöhnlicher Situation zarter nackter Körper in Kälte bzw. in rauer Natur sehr natürlich aus. Wie gehst Du mit Licht um?

Korbinian Vogt: Alle Bilder wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt mit natürlichen Licht fotografiert. Wobei die Auflösung und Dynamik der Kamera eine große Hilfe ist.

Thomas Berlin: Wonach entscheidest du, wie du die Person vor dir in Szene setzt und warum dominieren Rückansichten der Models? Ist die Natur oder der Mensch Ausgangspunkt der Bildgestaltung?

Korbinian Vogt: Das Anonyme in den Bildern ist mir wichtig, die Person sollte in der Szene authentisch wirken, dennoch möchte ich den Fokus auf die Natur nicht verlieren. Dabei ist es oft zur Rückenansicht gekommen. Demgegenüber sollte das Porträt, wenn auch nur selten, stark wirken.

Thomas Berlin: Wonach entscheidest du, wie du die Person vor dir in Szene setzt und warum dominieren Rückansichten der Models? Ist die Natur oder der Mensch Ausgangspunkt der Bildgestaltung?

Korbinian Vogt: Die Motive sind oft in den Moment entschieden, es gibt ein Hauptmotiv, doch drumherum komplette Freiheit. Um dies zu erlauben, ist die Person häufig in einer diskreten Sicht fotografiert, wodurch nur selten das Porträt erkennbar wird.

Thomas Berlin: Ich kenne von dir nur Farbbilder, arbeitest du auch in Schwarz-Weiß?

Korbinian Vogt: Für das Gesamtwerk war mir wichtig, die Farbe zu erhalten. Wobei Schwarz-Weiß in einigen unveröffentlichten Bilder verwendet wurde. In Zukunft wird es nach den derzeitigen Projekt voraussichtlich einige Projekte in dieser Sicht geben.

© Korbinian Vogt

Thomas Berlin: Arbeitest Du zu 100% digital?

Korbinian Vogt: Alle Bilder wurden mit digitalen Mittelformat fotografiert.

Thomas Berlin: Mit welcher Kamera und welchen Objektiven arbeitest du besonders gern? Warum?

Korbinian Vogt: Die meisten Bilder wurden mit der Pentax 645Z und 55mm fotografiert, wobei aktuell die Suche für einen Ersatz läuft. Wichtig ist mir das die Bilder Struktur zeigen, somit war Mittelformat bis jetzt das beste in dieser Sicht.

Thomas Berlin: Wie ist Dein Workflow von der Aufnahme über den Print bis hin zum Verkauf? 

Korbinian Vogt: Von Aufnahme zu Bearbeitung dauert es oft nur wenige Tage nach den Projekt. Der fertige Ablauf der Serie kann dabei über Monate oder Jahre organisiert werden, es gibt kein direktes Ende. Für die Prints sind oft die Größen nach Gefühl gewählt und fixiert, wobei es immer davor einige Testdrucke in allen Größen gibt. Bei dem Verkauf geht es organisch mit der Nachfrage voran, wobei keine aktive Vermarktung stattfindet.

Thomas Berlin: Du verkaufst deine Bilder also selbst und nicht über eine Galerie. Warum eigentlich?

Korbinian Vogt: Es war mir immer wichtig meine Unabhängigkeit zu erhalten. Die Arbeiten sollten authentisch sein und dabei keinen Einfluss durch den Galeristen haben. Durch den Wandel in das Digitale sehe ich die Selbstvermarktung der Arbeiten als Zukunft.

Thomas Berlin: Hast Du ein Fotografenvorbild? Wegen der nordischen Landschaften auf deinen Bildern fällt mir z.B. der Münchener Fotograf Olaf Otto Becker mit seinen Grönlandbildern ein.

Korbinian Vogt: Durch die Verbindung zum Film sind es mehr die Regisseure, unter anderen Bela Tarr und Andrei Tarkovsky.

Thomas Berlin: Ist ein Bildband mit den dein Portfolio im Moment prägenden Akten in großartiger Landschaft geplant?

Korbinian Vogt: Ein neues Fotobuch ist im Planung und wird voraussichtlich in den kommenden 2 Jahren veröffentlicht.

Thomas Berlin: Wie bist du überhaupt zur Fotografie gekommen?

Korbinian Vogt: Bereits die Eltern arbeiteten in der Filmbranche, damit verbunden war das Visuelle immer nah bei mir. Dadurch entstanden, entstand das Interesse an der Fotografie bereits im jungen Alter und bildete sich von dort an.

Thomas Berlin: Und was war der Grund, Fotografie und Kunst zum Beruf zu machen? Wie waren die Anfänge?

Korbinian Vogt: Die Möglichkeit, ein Konzept und eine Idee der Öffentlichkeit zu präsentieren und dabei Ausdruck zu finden. Zu Beginn ging es oft um die Alpen und andere Landschaften, vorerst über Zeitraffer, darauf folgend über die Jahre zu den jetzigen Konzept von Mensch und Natur.

Thomas Berlin: Lebst du bereits von der künstlerischen Fotografie? 

Korbinian Vogt: Es ist ein großer Teil meines Alltags und Arbeitslebens.

Thomas Berlin: Wie hast du dir das fotografische Wissen angeeignet?

Korbinian Vogt: Das Wissen kam durch viel versuchen und recherchieren, durch das Technische beim Zeitraffer ergab sich das Interesse an visuellen Abläufen.

Thomas Berlin: Wie hast du dich selbst in den letzten Jahren fotografisch weiter entwickelt? Was möchtest du in den nächsten Jahren gern erreichen?

Korbinian Vogt: Jedes Projekt bringt neues Wissen. Darauf bauend, entstehen neue Ideen die mir wichtig in naher Zukunft zu realisieren sind. Alle Arbeiten sollen dabei weiterhin in einer Verbindung stehen.

Thomas Berlin: Was machst Du neben der Fotografie gern?

Korbinian Vogt: Recherchieren.

Thomas Berlin: Möchtest Du noch etwas sagen?

Korbinian Vogt: Immer aktiv bleiben.

Thomas Berlin: Danke für das Gespräch.

Korbinain ist u.a. zu erreichen auf seiner Website. Feedback zum Interview ist willkommen und hier möglich.

© Korbinian Vogt

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