Interview with Playboy Photographer Simon Bolz
Thomas Berlin: Simon, bitte erzähle etwas über Dich.
Simon Bolz: Wir leben in einer Zeit der maximalen Reizüberflutung. Das allermeiste davon sind Nachrichten, die uns nicht betreffen und dennoch belasten sie uns. Deshalb habe ich mir bewusst vorgenommen, den Betrachter zu unterhalten. Ihm eine Oase der Freude mit meinen Bildern zu bieten. Einfach zu unterhalten. Keine komplizierten Sachverhalte, bei mir ist alles reduziert und einfach: in meinen Fotos zelebriere ich die weibliche Schönheit.
Thomas Berlin: Wie würdest Du Dich in lediglich ein oder zwei Worten beschreiben?
Simon Bolz: Sensibel.
Thomas Berlin: Du fotografierst hauptberuflich. Hattest Du vorher einen anderen Beruf (oder Studium, Ausbildung)?
Simon Bolz: Es ist wichtig, dass man sich als Mensch erstmal finden kann. Ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, als es noch hieß, Du machst einen Beruf und den bis zur Rente. Das trifft aber ganz sicher heute nicht mehr zu. Da ich Mathe-Leistungskurs in der Schule hatte, haben mir alle gesagt, ich müsse BWL studieren. Nach drei Semestern habe ich aber sowas von die Nase voll gehabt, dass ich hingeworfen habe. Durch Zufall habe ich jemanden getroffen, der mir vom Design-Studium erzählte. Ich musste zuerst meine Bewerbungsmappe basteln und bin dann zum Glück aufgenommen worden. Ich habe im Hauptstudium die Fotografie zu meinem Schwerpunkt gewählt. Als visueller Mensch begeistert mich alles, was mit Grafik, Typografie, Malerei und eben auch Fotografie zu tun hat.
Thomas Berlin: Was sind Deine Stootings Styles? Was machst Du davon besonders gern?
Simon Bolz: Ich fotografiere am liebsten Akt. Die einen nennen es Boudoir, die anderen Erotik. Die Kategorisierung ist mir nicht so wichtig. Es sollen sinnliche Fotos sein, die viel Dynamik haben. Dabei denke ich immer in Serien zu einem Thema. So glaube ich, kann der Betrachter sich besser fallen lassen und leichter sein eigenes Kopfkino anwerfen.
Thomas Berlin: Machst Du Deine Bilder in Magazinen mit einer zusätzlichen Botschaft / Mission? Was sollen Sie beim Betrachter auslösen?
Simon Bolz: Meine Fotos dienen tatsächlich nur der Unterhaltung. Das klingt so, als wäre das keine besondere Botschaft. Aber es ist die Botschaft der Liebe, eines friedlichen Zusammenlebens und von Freude. Davon gibt es auf der Welt sonst zu wenig.
Thomas Berlin: Dass Du ein erfolgreicher Playboy-Fotograf bist, ist sicherlich bekannt. Für welche anderen Magazine arbeitest Du noch?
Simon Bolz: Ich hatte in vielen Magazinen Veröffentlichungen, u.a. waren das Matador, Stern, Men's Health, TRIP und Materialist.
Thomas Berlin: Arbeitest Du dabei im Auftrag des Magazins oder bietest Du den Magazinen fertige Bildserien an?
Simon Bolz: Es kommt beides vor.
Thomas Berlin: Wie kommst Du an Deine Models?
Simon Bolz: Glücklicherweise bewerben sich bei mir täglich ein paar Modelle. Allerdings sage ich 95% aller Bewerbungen ab, weil sie nicht zu meinen Projekten passen. Aber hin und wieder sind wirklich tolle Bewerbungen dabei. Ansonsten mache ich Ausschreibungen.
Thomas Berlin: Wonach suchst Du Deine Locations aus?
Simon Bolz: Im städtischen Umfeld sollten es Wohnungen mit großen Fenstern und großen Räumen sein, so dass ich auch etwas Abstand zum Modell haben kann. Sonst ist mir das Mobiliar wichtig und farbige Wände, finde ich auch gut.
Thomas Berlin: Bitte sortiere die Zutaten eines Aktshootings nach abnehmender Priorität für Deine Arbeit:
Simon Bolz: Konzept, Spirit des Fotografen, Model, Location, Licht, Kameraausrüstung.
Thomas Berlin: Wann ist ein Bild gelungen bzw. wann bist Du damit zufrieden?
Simon Bolz: Wenn das Foto glaubwürdig erscheint und man es gerne länger betrachten möchte, halte ich es für gelungen. Das spürt man sofort, wenn es so ist.
Thomas Berlin: Was machst Du beruflich neben der Magazin-Fotografie?
Simon Bolz: Gestern habe ich ein paar Geschäftsleute portraitiert, letzte Woche waren es Food-Fotos. Ich decke eine große Bandbreite ab, habe hierfür aber ein anderes Portfolio und mische diese nicht.
Thomas Berlin: Du hattest mir mal gesagt, dass Du ein ganzes Hotel mit Kunst ausgestattet hattest. Wie wichtig ist bzw. wird für Dich der Kunstbereich?
Simon Bolz: Ja, im Lindley Hotel in Frankfurt hängen 110 Aufnahmen von mir. Gerahmt in Walnuss in 70x100 cm hinter Glas. Das ist wirklich ein toller Auftrag gewesen, bei dem ich Kunst zu verschiedenen Themen produziert habe. Der Kunstmarkt ist super spannend, aber ohne Vitamin B ist er sehr schwierig. Ich stehe hier noch am Anfang, möchte aber in zehn Jahren hier etablierter sein.
Thomas Berlin: Mit welcher Kombination aus einer Kamera und zwei Objektiven könntest Du (wenn es theoretisch sein müsste) 80% Deiner Shootings machen?
Simon Bolz: Die Kamera ist eigentlich egal. 55mm und 35mm an meiner Sony a7RIV wären es aktuell.
Thomas Berlin: Ich habe den Eindruck, dass Du beruflich viel reist. Welche Länder oder Städte haben Dich besonders beeindruckt?
Simon Bolz: Vieles täuscht in den sozialen Medien immer. Ich bin fast 90% meiner Zeit in Frankfurt. Die restlichen Tage bin ich unterwegs, meist innerhalb Europas. Paris ist meine Lieblingsstadt, dicht gefolgt von Barcelona und Wien. Die Architektur in allen drei Städten ist eine große Inspiration für mich.
Thomas Berlin: Wo warst Du noch nicht und möchtest unbedingt mal hin?
Simon Bolz: Es gibt sehr viele Orte, die mich noch reizen. Südamerika zum Beispiel.
Thomas Berlin: Welche Fotografen und Models inspirieren Dich?
Simon Bolz: Inspirierend fand ich immer David Bellemere und Purienne. Eine neue Muse würde ich mir sicher wünschen, bisher habe ich noch kein solches Modell für meine neuen Arbeiten gefunden.
Thomas Berlin: Mit welchem Model möchtest Du unbedingt mal shooten?
Simon Bolz: Am liebsten mit Models, die ganz am Anfang stehen und noch nicht ihre Standardposen haben. Diese sind natürlich schwieriger zu finden und oft liegt man auch daneben. Die Erwartungen waren dann höher als das Ergebnis.
Thomas Berlin: Was unterscheidet ein gutes von einem weniger guten Model aus Fotografensicht?
Simon Bolz: Ein gutes Model kann sich auf das Shooting konzentrieren und ein weniger gutes muss alle 15 Minuten auf instagram gehen. Zum Glück habe ich so etwas erst selten erleben müssen.
Thomas Berlin: Wie sollten sich Fotografen gegenüber Models verhalten, um erfolgreiche Resultate zu erzielen?
Simon Bolz: Wichtig ist intensiv zu kommunizieren. Ich erzähle immer sehr viel. Was ich abbilden möchte und wie sie ihre Pose minimal verbessern könnte. Natürlich darf man es mit dem Reden auch nicht übertreiben. Komplimente können übrigens auch sehr helfen.
Thomas Berlin: Erstellst Du vor Shootings Mood Boards?
Simon Bolz: Ja, das mache ich. Es gibt mir Sicherheit und ich kann einfacher mit dem Model kommunizieren. Oft sind es ausländische Modelle, die sich selbst Englisch beigebracht haben. Da sagen Bilder mehr als Worte.
Thomas Berlin: Wie bereitest Du Dich auf ein Shooting vor?
Simon Bolz: Ich habe immer das erste Foto geplant, damit es keine langen komischen Momente zu Beginn gibt und ich sachte führen kann. Ab dann arbeite ich gerne spontan.
Thomas Berlin: Wie wichtig ist für Dich Social Media für Deinen Erfolg und Deine Inspiration? Was nutzt Du?
Simon Bolz: Gerne würde ich komplett auf Social Media verzichten. Für mich sind die Medien auch sehr viel Fluch, zum Beispiel, dass meine Arbeit den Anschein erweckt, etwas Verbotenes zu sein. Das finde ich gar nicht cool und es behindert mich sehr. Trotzdem hätte ich ganz viele tolle Menschen ohne Social Media nie kennen gelernt. Also Fluch und Segen.
Thomas Berlin: Was machst Du in Deiner Freizeit gern?
Simon Bolz: Sport ist mir wichtig. Und ich koche sehr gerne.
Thomas Berlin: Deine Lieblings-Zeitschrift?
Simon Bolz: Früher mochte ich LUI, heute lese ich lieber Playboy.
Thomas Berlin: Was ist Dein Lieblingsessen?
Simon Bolz: Es gibt sehr viele Gerichte, die ich sehr gerne esse. Zum Beispiel vegetarische Bolognese mit Beluga-Linsen und Harissa statt Fleisch.
Thomas Berlin: Bier oder Wein oder was ganz anderes?
Simon Bolz: Ich habe letztes Jahr im August aufgehört Alkohol zu trinken und freue mich jeden Tag darüber.
Thomas Berlin: Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Simon Bolz: Immer weiter machen. Vielen Dinge ergeben sich einfach durchs Aktiv sein.
Thomas Berlin: Möchtest Du noch etwas weiteres sagen?
Simon Bolz: Vielen Dank für das Interview, Thomas!
Thomas Berlin: Ich danke Dir!
Simons Website: www.simonbolz.com. Feedback zum Interview gern hier.